Online Marketing Experten schießen momentan wie Pilze aus dem Boden. Es ist schön, dass sich viele Menschen mit dem Handwerk auseinandersetzen – leider fehlt bei vielen ein Basiswissen im Marketing. In vielen Kursbeschreibungen kann man das auch schon sehen – es gibt sehr häufig keinen Kursteil „Marktforschung“.

Marketing ist nicht als erstes kreativ

Es ist immer wieder sehr ernüchternd wenn bei einer Projektbesprechung schon alles mögliche vorgelegt wird, von Logos und Farben, von Bildern und pfiffigen Texten gesprochen wird und niemand das Wesentlichste untersucht hat – die Zielgruppe.

Marketing beginnt mit der Marktforschung, nicht mit der Kreativität. Persönlich würde ich eher den trockenen Zahlenfuchs engagieren statt dem kreativen Tausendsassa. Letzteren kann man dann dazu holen, wenn einmal klar ist, an wen ich eigentlich verkaufen will bzw. kann.

Marktforschung – unverzichtbar

Marktforschung ist weder langwierig noch kompliziert – in den meisten Betrieben kann sie direkt vom Schreibtisch mit den Vertriebszahlen begonnen werden. Dank DSGVO ist der Datenbestand natürlich nicht mehr ganz so mächtig, aber wir kennen unsere Kunden, wir wissen auch ein wenig wie sie ticken. Falls nicht, können wir sie fragen – ein guter Kundenkontakt ist wertvoll.

Ob Sie ihren bestehenden Markt besser durchdringen möchten oder neue Märkte erschließen – Sie müssen wissen was Ihre Märkte ausmacht.  Gerade im Onlinemarketing gibt es dazu wirklich gute Tools, die sehr deutlich machen wo sich welche Trends entwickeln, worauf die Menschen wie reagieren und auch wie viele Menschen in etwa einer Idee zu folgen bereit sind.

Statistiken und Zahlen also – wo bleibt da das kreative? Kreativ dürfen Sie natürlich jetzt auch sein, geht es doch darum möglichst viel in Erfahrung zu bringen. Die Kreativität im ersten Schritt muss sich damit befassen, wie ich meinen (potentiellen) Markt abfrage. Vielleicht liegen in Ihrem Unternehmen schon alle nötigen Informationen für Ihre Pläne – dann brauchen Sie diese nur mehr aufzubereiten.

Sie kennen Ihre Kunden, sie wissen, welche Anfragen Sie täglich bearbeiten, Sie haben Feedback und Ihre Mitarbeiter können ihnen meistens auch noch eine Menge über Ihre Außenwirkung erzählen. Nutzen Sie diese Informationen.

Nicht die Anzahl der Follower zählt

Wenn Sie 20.000 Follower auf Facebook oder Instagram haben, diese aber eingekauft wurden oder hauptsächlich dem Freundeskreis der Kinder (noch immer oft gehört: „…des mim Facebook mocht mei Bua…“) entsprechen, sind diese nicht wirklich in irgendeiner Form wertvoll für Ihr Online-Marketing. Follower machen generell nur dann Sinn, wenn es denn auf Ihrer Facebookseite ab und an etwas relevantes und neues zu sehen gibt.

Denken Sie bei wenig Ambitionen ständig etwas zu posten besser über gezielte Kampagnen auf den Social Media Kanälen nach. Diese sind kosteneffizient und ermöglichen es, die Zielgruppe sehr genau anzusprechen. Die Wirkung der Kampagne lässt sich auch sehr gut messen und hier ist Kreativität bei der Frage gefordert: „Wie spreche ich meine Zielgruppe so an, dass Sie auf meine Schaltung klickt?“.

Ohne Marktforschung…

…können Sie es auch probieren – ich warne aber davor. Es macht keinen Sinn sich so deutlich vom Mitbewerber abzuheben, dass man schon gar nicht mehr der selben Branche zugeordnet wird. Produkt und Zielgruppe müssen zusammenpassen. Kenne ich letztere nicht, wird die Sache zum Glücksspiel und das geilste Design hilft uns dabei leider nicht weiter. Design ist übrigens Geschmackssache – holen Sie sich ein paar Meinungen (auch von dezidiert Unkreativen) ein bevor Sie ihr „altes“ vom Tisch stoßen – die Funktionalität darf nicht leiden! Die Aussage „ok, aber jetzt sieht es wenigstens schöner aus“ trifft auf Ihre Webseite genau so wenig zu wie auf ein Fahrzeug, das ohne Rückspiegel und Scheibenwischer schnittiger wirken würde…

Sie müssen das Rad nicht neu erfinden, ein Reifenwechsel reicht in den meisten Fällen schon aus 😉

Wenn Sie dann mit einer Werbeschaltung – on- oder offline – aktiv werden, müssen Sie im Vorfeld ein Instrumentarium wählen, den Erfolg so gut es geht zu messen. Auch diese Infomationen bringen Ihnen die Zielgruppe näher.

Wir machen alles – vom Katalog bis zur Webseite

Auch das ist eine Ansage die mir so vorkommt als würde mir der Tischler auch gleich das Bad fliesen und die Elektroinstallationen machen wollen. Ich habe im >> Artikel über gutes Webdesign diese Problematik schon angesprochen, sie ist leider noch immer aktuell.

Gute Bilder & Texte – das um und auf

Ich muss noch einmal die Lanze für die Fotografen und Texter brechen – gute Bilder sind neben ansprechenden Texten wirklich wichtig. Fotos sind oft der erste Eindruck und den kann man nur einmal machen bzw. so richtig verschenken. Die beste Fotoausrüstung macht noch keinen Fotografen. Bevor Sie in neues Grafikdesign investieren, sehen Sie sich Ihre Bilder an – passen die denn dazu? Wenn die Verpackung glänzt und dann steckt eine Schuschachtel statt einem Schmuckkästchen drin, ist die Zielgruppe nicht unbedingt angetan.

Viele Webseiten werden heute so gestaltet, dass der Einstieg auf der Startseite ein riesiges unglaublich beeindruckendes Bild ist. Dann war es das aber mit guten Bildern. Bedenken Sie hier eines:

WENN AUF IHRER STARTSEITE KAUM TEXT STEHT, WIRD DIESE MITUNTER NICHT DIREKT GEFUNDEN IN DEN SUCHMASCHINEN UND SOMIT AUCH GAR NICHT GESEHEN!

Nur wenn Sie direkt aufgerufen wird, ist in so einem Fall sicher, dass der potentielle Kunde beeindruckt ist.

Verkaufen lässt sich so ein toller Einstieg immer – ist er doch einfach viel schöner als diese ganzen Informationen, die laut den Kreativen ja eh niemand liest….. Nicht alle Kreativen denken so, gerade vor den Textern möchte ich hier meinen Hut ziehen, denn die sind sich meistens wesentlich bewusster dessen, wie man mit der Zielgruppe „spricht“. Es darf das schöne Bild oben schon sein, beim nach unten Scrollen muss da aber noch mehr sein, nicht nur ein 3-Zeiler.

Sie glauben mir nicht? Sehen Sie sich Seiten von bekannten Marken an – Menüleiste, Logo an ähnlicher Position und eine Startseite mit einer guten Portion Text finden Sie überall. Hier kennt man die Zielgruppe und spricht eindeutig deren Sprache.

Wenn die Struktur steht darfs kreativ werden

Sobald wir wissen was wo hin soll, wie die Navigation durch die Seite funktionieren soll, wie unsere Zielgruppe tickt, dürfen wir die Gestaltung in kreative Hände legen. Es soll ja nicht nur das Produkt oder die Dienstleistung verkauft werden, es geht darum ein Gefühl zu vermitteln… ein gutes 😉

In Punkto Struktur bei einer Webseite ist es eben auch sehr wichtig, den Erfolg einer Kampagne messen zu können (Landingpages, Tracking Pixel, usw.) – auch das hat weniger mit Kreativität zu tun, denn mit Technik.

Im >> Artikel über die Runderneuerung von Webseiten habe ich das Problem bei einer Änderung des Designs schon angesprochen. Gehen Sie hier vorsichtig vor – sie können hier mitunter mehr schaden als gut machen. Auch wenn der Neffe jetzt Medientechnik & Design studiert, lassen Sie ihn mitarbeiten an der Sache und nicht alles übernehmen – Bockschüsse in dieser Richtung gibt es leider zur Genüge.

Künstler müssen sich nicht erklären sagt man – meiner Zielgruppe muss ich sehr wohl darlegen, warum mein Unternehmen die bessere Wahl ist.